Falknerei in Trappenkamp
Die Ursprünge der Falknerei gehen viele tausend Jahre zurück. Eine Frau, die diese Tradition noch heute hochhält ist Alexandra Schütt. Sie ist Falknerin im Greifvogelzentrum Schleswig-Holstein.
Alexandra Schütt lebt für ihre Vögel. „Sie sind meine Passion, mein Leben“, sagt die Falknerin. Mit ihrem Lebensgefährte Dietmar Damm wohnt Alexandra auf dem Gelände des Erlebnsiwaldes Trappenkamp, ganz nah bei ihren Tieren. „Feierabend gibt es bei uns nicht. Urlaub schon gar nicht.“ Die 70 Vögel wollen rund um die Uhr versorgt werden. An diesem letzten Oktoberwochenende verabschiedet sich das Team vom Greifvogelzentrum Schleswig-Holstein mit einer letzten Flugschau in den Winter. Der ErlebnisWald Trappenkamp wiederum ist das ganze Jahr über geöffnet. So können kleine und große Gäste die heimischen Tiere zu allen Jahreszeiten und bei verschiedenen Witterungsverhältnissen ganz nah erleben, beobachten und dabei jede Menge über die hier lebenden Tierarten erfahren. „Auf diese ganz spielerische Art, lässt sich Biologie näherbringen“, freut sich Alexandra Schütt.
Sie selbst ist seit vier Jahren Falknerin. Dietmar Damm lebt schon seit über 30 Jahren diesen Beruf aktiv. „Bei der Ausbildung zur Falknerin musste ich erstmal einen Jagdschein ablegen, doch es ist meist Dietmar, der den Winter über mit den Greifvögeln auf Jagd geht. Dabei kann der Steinadler schon mal ein Reh von 15-20 Kilogramm schlagen.
Die Falknerin führt uns hinter die Kulissen zu den Volieren, in denen die Greifvögel leben. Wir kommen vorbei am Weisskopfadler und Steinadler. Die beiden unterscheiden sich übrigens nur durch die weißen Federn und durch ihr Herkunftsgebiet. Habichte, Wüstenbussarde und auch ein Uhu gehören zur Familie von Alexandra und Dietmar. „Die Bindung zwischen Falkner und Greifvogel ist sehr intensiv, vor allem bei den Vögeln, die bei uns schlüpfen und die wir per Hand aufziehen“, sagt die Fachfrau.
Bambam, dem Kauz mit dem Alexandra die ganze Zeit spazieren geht, merkt man nicht an, dass er eigentlich ein Wildvogel ist. Sein Lederriemen, im Fachjargon das Geschüh, scheint ihn nicht zu stören. „Er ist ihn seit seiner ersten Woche gewohnt. Das ist auch die Zeit, in der er das erste Mal auf den Handschuh fliegt, sich an das Leder gewöhnt und wir ihn mit Geflügel und Leckerli locken. Der Handschuh wird schnell sein Zuhause. Hier soll er sich sicher fühlen.“, sagt die Greifvogel-Expertin. Im Laufe des Trainings vergrößert sich dann die Distanz zwischen Vogel und dem Handschuh.
Mit dem jungen Lannerfalken trainiert Alexandra Kondition und Schnelligkeit. Denn beides muss er bei der Flugschau zeigen. Es ist faszinierend zuschauen, wie die Falknerin mit dem Stangenfeder-Spieltraining den Falken immer wieder zu sich lockt, er dort sein Futter bekommt und wieder in die Lüfte geht. „Für diese Übungen erhält der Vogel einen Sender. Sollte er doch einmal wegfliegen, können wir ihn damit wiederfinden. Denn ab einem gewissen Entfernungsradius verlieren die Vögel ihre Orientierung. Dann ruft man uns an, wenn er gesichtet wird und wir holen ihn zurück“, erklärt Alexandra.
Auch Steinadler züchten die beiden passionierten Falkner. Diese beginnen erst mit fünf Jahren zu brüten. Die Küken schlüpfen meistens im April oder Mai, sind dann so klein, dass Alexandra sie abends in einer Müslischale zum Schlafen legt. Die ausgewachsenen Eltern hingegen können später sogar ein ganzes Kaninchen fressen.
Während Alexandra noch mit dem Lannerfalken trainiert, kommen schon die ersten Besucher in die Arena, um diese letzte Flugschau der Saison mitzuerleben. Nicht nur die Kinder sind ganz gespannt, was sie die nächsten 20 Minuten erwarten wird. Auch wir schauen fasziniert zu, wie Bussard, Falke, Uhu und am Ende der Steinadler durch die Arena fliegen. „Eigentlich sind die Greifvögel, allen voran die Adler, Energiesparer. Das heißt, sie fliegen nur, um zu jagen. Dafür benötigen sie ausreichend Kondition, die immer wieder trainiert wird“, weiß Alexandra. Die beiden Falkner achten aber auch genau darauf, dass es für die Vögel nicht zu anstrengend wird. Denn dafür lieben die Beiden ihre Tiere viel zu sehr.
Text: Ulrike Pech